Es gibt kaum eine Substanz, die mehr von Geheimnissen umwittert ist und über die mehr mysteriöse Geschichten erzählt werden, als das Gelée Royale, den Saft für die Königin.
Doch nicht nur die Königin wird mit diesem Saft gefüttert. Alle Larven der Bienen brauchen eine energie- und eiweißreiche Nahrung. Würden die Ammenbienen sie nur mit Honig füttern, so würden die Larven verkümmern, da Honig nur sehr wenig Eiweiß enthält. In Pollen ist wiederum viel Eiweiß enthalten. Hier besteht nur das Problem, dass in den ersten drei Tagen im Leben einer Larve der Verdauungstrakt noch nicht vollständig entwickelt ist und den Pollen nicht verwerten kann. Aus diesem Grund bilden die Ammenbienen einen energie- und eiweißreichen Futtersaft, den sie an alle Larven füttern. Am dritten Lebenstag der Larven verändert sich Fütterung. Während die Nahrung der zukünftigen Bienen und Drohnen ab jetzt aus einer Honig-Pollen-Mischung besteht, werden die Königinnen weiterhin mit Gelée Royale, auch Weiselfuttersaft genannt, gefüttert. Dabei ist zu beachten, dass die Zusammensetzung des Weiselfuttersafts für die Königin und ihre Larven sich von dem Futtersaft von Arbeiterinnen und Drohnen unterscheidet. Gelée royale, besser Weiselfuttersaft, ist ein Gemisch aus den Sekreten der Futtersaftdrüse und der Oberkieferdrüse der Arbeiterinnen. Der Futtersaft wird von den Futtersaftdrüsen und den Oberkieferdrüsen gebildet. Bei der Bildung des Futtersafts für die Königin, dem Gelée royale oder Weiselfuttersaft, sind beide Drüsen gleichermaßen beteiligt. Der Futtersaft für die Larven von Arbeiterinnen und Drohnen enthält weniger Sekret aus der Oberkieferdrüse. Man spricht daher vom Königinnen- oder Weiselfuttersaft, dem Gelée royale.
Dieses Gelée Royale erhält die Königin von der Zeit als Larve angefangen ihr ganzes Leben lang. Da sie durch ihre Aufgabe des ununterbrochenen Eierlegens einen sehr hohen Bedarf an Eiweiß hat, wird sie durchgehend durch die Bienen ihres Hofstaats mit dem Weiselfuttersaft versorgt. Diese Fütterung hat auch Einfluss auf das Alter der Königin. Obwohl Arbeiterinnen und Königin aus demselben Grundstoff entstehen, kann eine Königin im Gegensatz zu Arbeiterinnen, die maximal 6 Monate alt werden, 6 Jahre alt werden.
Vom Aussehen besitzt Gelée Royale eine gelblich-weiße Farbe. Es riecht eher unangenehm säuerlich bis leicht stehend. Der Geschmack ist schwer zu definieren: Von sauer über bitter bis süßlich, wird er pur meist als unangenehm empfunden. Bestehen tut der Futtersaft überwiegend aus Wasser (60-70%). Der nächstgrößere Anteil (10-20%) wird durch Glukose und Fruktose gebildet. Entscheidend ist der hohe Gehalt an Eiweißen und Aminosäuren. Um diese abgeben zu können muss die Arbeiterin vorab größere Mengen an Pollen gefressen und verdaut haben, da er die wesentliche Eiweißquelle des Bienenvolkes ist. Pollen ist sehr stabil und sehr resistent und es braucht einige Zeit, ihn im Darm aufzuschließen und seine löslichen Bestandteile aufzunehmen. Der Bedarf der Königin an Aminosäuren ist deutlich höher als ihre Fähigkeit, Pollen in ausreichender Menge zu verdauen. Auch hier zeigt sich die Arbeitsteilung im Bienenvolk. Aufgabe der Königin ist das Eierlegen. Die Ammenbienen unterstützen sie dabei, indem sie ihr die dafür notwendigen Aminosäuren in leicht verdaulicher Form füttern. 4-8% des Weiselfuttersaftes bestehen aus Fetten. Sie besitzt eine bakteriostatische Wirkung und ist für die relativ gute Haltbarkeit des Futtersaftes verantwortlich. Zusätzlich enthält der Saft viele Vitamine wie B1, B2, B3, B6, Niacin, Biotin und Folsäure.
Beim Gelée Royale handelt es sich um einen Stoff aus der Natur, der nicht in Massen zur Verfügung steht. Anders als beim Honig legen die Bienen keinen Vorrat an Futtersaft an und es gibt demnach keinen Vorrat, den der Imker ernten könnte. Ein Bienenvolk kann täglich bis zu 300 mg Gelée Royale bilden. Pro Jahr beträgt die Ernte pro Bienenstock maximal 250 bis 500 g. In Deutschland wird Gelée Royale nicht gewerblich gewonnen, sondern hautptsächlich aus China und Osteuropäischen Staaten importiert. Zu kaufen gibt es Gelée Royale im Handel in gefriergetrockneter und in Pillenform, sowie in Mischungen mit Met und Honig. Auch frisches Gelée royale wird verkauft. Es muss bei 0 bis 5 °C gelagert werden, da der Weiselfuttersaft aufgrund seines Fettgehaltes ranzig werden kann.
Gelée Royale und die Gesundheit
Dem Gelée royale werden sehr viele Eigenschaften und Anwendungen nachgesagt. So soll es beispielsweise antimikrobiell und krebshemmend wirken. Außerdem soll es den Blutzuckerspiegel und Blutdruck positiv beeinflussen. Der regelmäßige Verzehr soll die Vitalität der Zellen und die Zellteilungsrate erhöhen, was einen gewissen Widerspruch zur krebshemmenden Wirkung darstellt. Der aktuelle Stand der Forschung reicht nicht aus, um es als Heilmittel empfehlen zu können, und eine Einstufung als solches ist sogar laut Lebensmittel-Gesetz verboten. Eine gesundheitsbezogene Werbung ist laut §18 LMBG untersagt.